Erlenzäpfchen
Erlenzapfen im Aquarium
Die Zapfen der Schwarzerle (Alnus glutinosa)
sind ein gutes Mittel, um das Wasser mit
Huminsäuren anzureichern. Der hohe Gehalt an
Tanninen (Gerbstoffen)
verringert die Bakteriendichte im freien Wasser
erheblich. Bei Überdosierung können die
Inhaltstoffe allerdings fischgiftig wirken, weshalb
man die Wasserwerte häufig
überprüfen muss.
Nebenwirkungen, die auftreten können sind
meines Wissens Erlenwuchs (kleine Bäumchen) an
Mattenfiltern, wenn die Samen aufgehen sollten.
:-)
VORSICHT (!!!) beim Sammeln, wenn man
gegen Erlenpollen allergisch reagiert!
Bild 1: Erlenzapfen
- Tannine (Gerbstoffe): bis zu 5% der
Trockenmasse
- trihydroxylierte Flavonoide (z.B.
Myricetin, Leucodelphinidin, Ellagsäure,
Ellagi- und Gallotannine)
- Lignan, Anthrachinon
- Huminsäuren
Der Begriff Gerbstoffe umfasst
alle Stoffe, die Haut zu Leder, also haltbar
machen.
Bei den in der Aquaristik verwendeten Gerbstoffen
handelt es sich um hochmolekulare Verbindungen
unterschiedlicher Zusammensetzung, die
adstringierend auf die Schleimhäute der Fische
wirken.
Folgenden Ausschnitt aus einem Artikel von
Gerhard Ott fand ich recht interessant:
Ott, Gerhard (2003): Blätter vom
Seemandelbaum.
- Das Aquarium, 37(7), 18-21:
»Die genaue Wirkungsweise [der
Gerbstoffe] ist im Detail weitgehend
ungeklärt. Vermutlich bilden solche Stoffe
mit Mucopolysaccheriden, das sind
Kohlehydratverbindungen in der Schleimhaut,
schützende Zusammenballungen organischen
Materials und haben fällende Wirkungen auf
Eiweißverbindungen, die für Bakterien
und andere Krankheitserreger wie Pilze
Barrieren darstellen, weil sie biozid
wirken.«
(Literaturangabe:
DENGLER, A.T., 2002, Die Erle-eine
Bereicherung für die Aquaristik.
Vereinsjournal der Aquarienfreunde
Dachau;
LAKS, 1989;
SMITH, 1975;
SANDERS u. MIXON, 1978)
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Die Tests startete ich mit einem Aquarium mit
10l Inhalt ohne Fischbesatz und Pflanzen. Das
Wasser wurde über einen eingefahrenen
Mattenfilter gefiltert.
Es wurde mit Wasser mit folgenden Werten neu
befüllt:
- PH 7,95
- KH 4,5°dH
- GH 7,5°dH
- Leitwert 326 µS/cm
Ich habe dem Wasser pro Liter 1
mittelgroßen Erlenzapfen genommen. So hoch
braucht die Dosis normalerweise nicht zu sein, es
sei denn, man erntet die Zapfen nach ergiebigen
Regenfällen, wenn sie schon etwas ausgewaschen
sind. Dann kann man die Dosis pro Liter durchaus
schonmal auf 10 solcher Zapfen erhöhen.
Nach 6 Stunden:
- pH: 7,30
- KH: 4,0
- GH: 7,0
- Leitwert: 300 µS/cm
- Farbe: wie
Kamilletee
Nach 24 Stunden:
- pH: 6,70
- KH: 3,0
- GH: 6,0
- Leitwert: 280 µS/cm
- Farbe: wie starker
Schwarztee (!!)
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Bei Zuchtversuchen mit eierlegenden Fischen
kommt es immer wieder vor, daß die Gelege mehr
oder weniger stark verpilzen. Die Tannine in den
Erlenzapfen wirken fungizid, das heißt, sie
hemmen das Pilzwachstum und töten zum Teil die
Pilzsporen ab. Hefepilze werden nach
Literaturangaben nur etwas im Wuchs gehemmt, was
bei der Aufzucht von kleinen Jungfischen sehr
nützlich ist, da diese teilweise Hefe als
Anfangsnahrung annehmen.
Bei Versuchen habe ich festgestellt, daß
bei der Überführung von Salmlerlaich aus
einem einzigen Ablaichvorgang in 2 unterschiedliche
Gefäße der Laich in dem mit Erlenzapfen
aufbereiteten Gefäß nicht verpilzte.
In jedem der beiden 5-l-Kunststoffbehälter
waren ca. 100 Eier untergebracht, wovon in dem
"Unbehandelten" fast 70 der Verpilzung zum Opfer
fielen.
Im "Erlenwasser" wurden lediglich 10 Eier
weiß, ohne jedoch die typische "Behaarung" zu
bekommen.
Auch die Jungfische waren im behandelten Wasser
weniger anfällig gegen Pilze. Die Zahl der
herangewachsenen Jungfische war im Verhältnis
zu den Fischen im unbehandelten Wasser sehr viel
höher.Das ist wohl auf die
schleimhautstärkende und antibakterielle
Wirkung der Erlenzapfen
zurückzuführen.
Ich gebe seither immer 3-5 dieser Zapfen pro 10
Liter in das Zuchtwasser.Ob auch Fische aus
härterem Wasser diese Dosierung vertragen,
kann ich nicht sagen, da ich bisher
ausschließlich sogenannte "Weichwasserfische"
bewusst zur Zucht angesetzt habe.
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Die Wirkung der Erlenzäpfchen auf Keime ist
offenbar schon lange bekannt.
Sie beruht auf der Abgabe von Gerbstoffen (oder
Tanninen) an das Wasser.
Gerbstoffe
sind im Pflanzenreich weit verbreitet. Der
Begriff kommt daher, daß solche Stoffe
zum Gerben von Leder verwendet werden. Es handelt
sich hierbei um eine nicht einheitliche, chemische
Stoffgruppe. Die Gerbstoffe verschiedener Pflanzen
besitzen auch eine unterschiedliche stoffliche
Zusammensetzung. Sie bilden mit Mucopolysaccheriden
(Kohlehydrate) Zusammenballungen und fällen
Eiweiße aus. Dadurch werden Bakterien und
Pilzen die Nährstoffe entzogen. Diese
können die Schleimhaut nicht besetzen und
werden in der Vermehrung gestört.
Ich habe leider keine Möglichkeit, hierzu
aussagekräftige Tests
durchzuführen.Über nähere Angaben
hierzu würde ich mich freuen.
E-Mail:
aquarium@hiltklein.de
Laut Aussagen mehrerer Autoren wird durch die
Senkung des ph-Wertes die Durchlässigkeit
für die Tannine durch die Zellmembran der
Bakterien erreicht.
Zitat Andreas Spreinat:
"Bei pH-Werten um den Neutralpunkt (oder
höher) liegen Humin- und andere Säuren
im Wasser in dissozierter, ionischer Form vor.
Diese geladenen Moleküle können die
Zellmembran eines Bakteriums nicht oder nur
schlecht durchdringen. Es gibt dann also keine
Wirkung auf Bakterien. Bei sauren pH-Werten
liegen viele Säuren aber undissoziert
(ungeladen) vor und können somit die
Zellmembran durchdringen, was zu einer
Schädigung von Bakterien führt
(führen kann).
Dies dürfte den Hauptgrund für den
hemmenden Einfluß eines niedrigen pH-Wertes
(etwa ab kleiner pH 6) auf Bakterien darstellen
(soweit dies erforscht ist)."
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Bild 2: Schwarzerle
Der schnellwüchsige Baum bevorzugt feuchten
Boden, ist also vorwiegend an Bachläufen und
anderen Gewässern zu finden. Der Stamm reicht
bis zur Kronenspitze, der Baum wird bis etwa 25 m
hoch; Stamm gerade, schlank; Rinde jung grau,
glänzend, später braun, rissig;
dünne
Zweige; Blätter oben dunkelgrün, unten
heller, gestielt, gekerbt; Blüten
grünlich oder rötlich, Blutezeit
Februar-März, in gestielten Kätzchen,
einhäusig.
Bild 3: Schwarzerle
Die männlichen Blüten sind
hängend, mit weichen Schuppen, die 3
Blüten mit je 4 Staubblättern enthalten.
Die weiblichen Blüten sind die
Zapfen, sie sind eiförmig, aufrecht,
geschuppt; die Frucht (Nüsschen) ist
abgeflacht, mit schmalen Flügeln, in den
Zapfen sitzend; Wurzeln mit gabelig verzweigten,
kurzen, knotig angehäuften
Verästelungen.
Die männlichen Staubkätzchen der
einhäusigen Pflanze ähneln denen von
Haselnuss und Birke. Die dort produzierten Pollen
können bei dazu veranlagten Personen
allerdings heftige allergische reaktionen
auslösen.
Stark
vergrößert sehen diese Pollen sehr
interessant aus, wie man auf den mir von Frank
Mersch zur verfügung gestellten Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen
sehen kann.
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Zum vergrößern
anklicken
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Die ca. 1-1,5 cm großen Zapfen sitzen
büschelweise auf Stielen (siehe
Bild).
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Die Wurzeln der Schwarzerle sind hervorragend
als Aquariendekoration geeignet.
Sie sind fein verzweigt und oft bizarr
geformt.
Nachdem sie einige Zeit im Wasser gelegen haben,
werden sie meist so weich, daß sie von
ancistrinen Welsen fast vollständig zerraspelt
werden.
Man braucht die gesammelten Wurzeln meist nur mit
einer groben Bürste in einem Eimer mit Wasser
zu reinigen und kann sie dann sofort im Aquarium
verwenden. Da sie anfangs aufschwimmen, klemmt man
sie zweckmäßiger Weise an einer
Querstrebe des Aquariums fest.
Andere Anwendungsgebiete:
Die gerbstoffhaltige Rinde kann nicht nur zum
Gerben von Leder verwendet werden, sondern liefert
zudem einen grauen Farbstoff. Ein Absud der Rinde
wird in der Humanmedizin auch äußerlich
zu Spülungen und zum Gurgeln angewandt.
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DENGLER, A.T., 2002, Die Erle-eine
Bereicherung für die Aquaristik.
Vereinsjournal der Aquarienfreunde Dachau;
-
Axel Gutjahr, Sind Erlenzäpfchen in
Vergessenheit geraten?,
TI Nr. 143 Oktober/November 1998 Seite 72
-
Christian-Peter Steinle Weichmacher zum
Pflücken,
DATZ Ausgabe 11 1998, Seite P 86
-
Autor nicht bekannt, Die Verwendung von
Erlenzäpfchen zur Verbesserung des
Aquarienwassers,
AT 1965 Seite 394 Rubrik: "Kleine
Mitteilungen"
Weiterführende Links:
http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~oberma/baum-dias/alnus-glutinosa.htm
Beschreibung von Alnus glutinosa,
Schwarz-Erle
-
http://www.flogaus-faust.de/text/alnuglut.htm
Beschreibung von Alnus glutinosa,
Schwarz-Erle
-
http://www.flogaus-faust.de/e/alnuglu0.htm
Fotografie von Alnus glutinosa, Schwarz-Erle
-
http://www.arboristik.de/erle.htm
Baum des Jahres in 2003
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